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Es wird alles ganz schlimm werden!

28. März 2017

Heute schon mal Angst gehabt? Nein? Das ist nicht gut für das Geschäft mit Versicherungen und Vorsorge. Daher versorgen Versicherer Presse und Öffentlichkeit unentwegt mit „Studien“, worüber sich die Deutschen so alles Sorgen machen. Und Sorgen machen sollten. 

Meine Damen und Herren, die Lage ist, mit einem Wort: ernst.

(….) Spitzenwerte durch sprunghaften Anstieg bei fast allen Sorgen (…) sehr hoch ist auch die Besorgnis der Deutschen, im Alter pflegebedürftig zu werden (57 Prozent) oder schwer zu erkranken (55 Prozent) (…) Die Angst vor Naturkatastrophen bleibt mit 52 Prozent unverändert hoch.

Laut einer aktuellen Studie des Marktforschungsinstituts Yougov sorgen die Deutschen zu wenig für ihre Hinterbliebenen vor. 

Jeder zweite Millionär fühlt sich unterversichert. 

Wer zum Pflegefall wird, ist oft nicht auf die finanziellen Folgen vorbereitet (….) 37 Prozent der Befragten gaben an, neben der gesetzlichen Pflege­versicherung keine weitere Vorsorge zu betreiben. 

31 Prozent der Deut­schen sorgen sich um das Leben im Alter, vor ihrem Gesundheitszustand und der drohenden Pflegebedürftigkeit.

Umfrage: Verkannte Gefahr – Mehrheit der Deutschen unterschätzt die steigende Gefahr von Naturkatastrophen (…)  nicht nur das Risiko wird deutlich unterschätzt, fast die Hälfte der Befragten glaubt, dass sie im Schadensfall von Bund, Land oder Kommune da auch noch finanziell unterstützt werden (…) 

Einer Umfrage zu Folge soll fast jeder zehnte Reisende im Urlaub krank werden.

Nur einer von sechs Befragten geht davon aus, dass die bestehenden Rücklagen für die finanziellen Bedürfnisse im Rentenalter ausreichen.

Umfrage: (…) ruft den Berufsunfähigkeits-Notstand aus: Mehr als die Hälfte, genau sechzig Prozent der Deutschen vertagen und verdrängen die Berufsunfähigkeit. 

Umfrage zu Pflegebedürftigkeit: Viele Deutsche gehen dem Thema aus dem Weg (…) Dabei sind die höher Gebildeten besonders sorglos.

Fast jeder zweite Deutsche bucht Urlaubsreisen ohne Reiserücktrittskostenversicherung
(…) Umfrage:  Viele Urlauber riskieren damit, bei vorzeitigem Reiseabbruch viel Geld zu verlieren.

Umfrage: Inflation macht Rentnern die größten Sorgen

Umfrage: Die Furcht vor einer schweren Krankheit führt das Sorgen-Ranking der Bundesbürger an. (….)  wirtschaftlichen Ängste (….) haben aber in der Altersgruppe zwischen 30 und 49 Jahren zum Teil deutlich zugenommen. 

Umfrage: (…) schätzten bei der Befragung 41 Prozent der Befragten das Berufsunfähigkeitsrisiko mit 10 Prozent als viel zu niedrig ein. 

Umfrage: Jeder zweite junge Mensch befasst sich mit BU-Risiko

Umfrage: Jeder zweite Deutsche hat Angst vor Altersarmut. Frauen (56 %) fürchten sich davor sogar noch stärker als Männer (41 %).

Kleine Auswahl aus fünf Minuten Googeln. Ich bin sicher, mit zwei Stunden Zeit könnte ich Ihnen 100 Links zu Umfragen im Auftrag von Versicherungskonzernen präsentieren, laut denen sich die Deutschen vor irgend etwas sorgen oder unbedingt Sorgen machen sollten.

Was Sie dazu wissen sollten, wenn Sie sich über Ihre eigenen Finanzen und Geldanlage Gedanken machen: die Umfrage ist einer der simpelsten PR-Tricks und stellt, ordentlich eingesetzt, für wenig Geld eine hohe Verbreitung sicher. Man gebe für ein paar Tausend Euro (einfache, geschlossene Fragen sind noch billiger) eine repräsentative Umfrage in Auftrag.

Fallen die Ergebnisse nicht wie gewünscht aus, bleibt sie in der Schublade. Ansonsten pustet man sie als Pressemitteilung raus. Idealerweise ruft man noch bei einem reichweitenstarken Medium an und bietet die Ergebnisse der „Studie“, wer sich worüber Sorgen macht oder besser Sorgen machen sollte, „exklusiv“ an.

Ich bin natürlich Teil dieses Zirkus und greife selbst auf Umfragen zurück, wenn es darum geht, Thesen in meinen Artikeln zu stützen. (Man könnte problemlos Dutzende „Umfragen“ zum Thema Altersvorsorge im Auftrag von Banken und Fondsgesellschaften auftreiben…). Verstehen Sie diesen Beitrag daher weder als Medienkritik noch als Versuch, Risiken bagatellisieren zu wollen.

Alleine: bewahren Sie im Umfragensumpf einen kühlen Kopf, um nicht zu versacken in all den Ängsten und Sorgen, wahren Sie sich nicht nur in Sachen politischen Meinungsumfragen, sondern auch bei Finanzthemen eine kritische Haltung gegenüber den inhaltlich teils widersprüchlichen „Umfragen“ und „Studien“, die sich die „Newsrooms“ der Unternehmen und Verbände so ausdenken.  Es geht dabei selten um objektive Aufklärung und Information, sondern ganz banal darum, eigene Themen zu setzen und in das Bewusstsein der Leser und Kunden zu rücken.

(Und natürlich blogge ich auch das hier nicht ganz ohne Hintergedanken: meine Kollegin Britta Langenberg sichtet, gewichtet und analysiert bei Capital seit fast zwei Jahrzehnten Versicherungsthemen – Ihre Artikel und Analysen möchte ich Ihnen ausdrücklich ans Herz legen, wenn Sie den Überblick bewahren wollen!)

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